Ein Kongress zu Sexismus im Jurastudium am 23.4. in Münster.

Sexistische Fälle nerven und sind überflüssig. Das ist für Menschen, die mit halbwegs kritischem Blick Jura studieren, keine Neuigkeit. Kritisiert man AG-Leiter*innen oder Dozierende erntet man Lacher, Kopfschütteln und Begründungen wie “Die Fälle waren eben schon immer so”, “Die platten Beispiele kann man sich einfach besser merken” oder “Ist doch lustig”.

Als wir mit dem AK We love Consent, einer studentischen Gruppe, die versucht Studierende für Sexismus zu sensibilisieren, eine Podiumsdiskussion zum Thema “Sexismus in der juristischen Ausbildung” organisieren wollten, ist uns jedoch erst die Dimension des ganzen Problems bewusst geworden. Ein Münsteraner Zivilrechtsprofessor, der zuvor mit seinen Beispielen (unter anderem: Das besondere Verhältnis der Frau zu ihrer Einbauküche, illustriert anhand von Fotos in einer Powerpointpräsi) bei den einen für Applaus, bei einigen anderen für Ärger gesorgt hatte, sagte uns zu, an der Podiumsdiskussion teilnehmen zu wollen. Wir hatten zudem Dr. Daniela Schweigler (https://www.uni-goettingen.de/de/das-frauenbild-in-der-bayerischen-justizausbildung/509709.html) eingeladen und auch eine Zusage erhalten.

Auf einmal sagte uns eben jener Münsteraner Prof unter eher fadenscheinigen Begründungen ab, machte aber dennoch in seiner Vorlesung auf die Veranstaltung aufmerksam und lud alle Studierenden ein, daran teilzunehmen. Diese Einladung erfolgte, nachdem er das gutriechende Parfum der männlichen Studierende bei seinem Gang durch die Reihen des Vorlesungssaals kommentiert hatte und daraufhin anmerkte, dass er sich sicher sei, dass auch die Frauen im Saal gutes Parfum benutzten, was er jetzt aber nicht mehr ansprechen dürfe. Als wir ihn daraufhin ansprachen und um den Vorschlag eines Alternativtermins baten, empfahl er uns, das Thema nicht zu groß aufzuziehen, da es in der Rechtswissenschaft einfach keine so große Relevanz habe. Er sprach zudem davon, dass ihn bereits einige Kolleg*innen und sogar der Dekan auf die Veranstaltung angesprochen habe. Fraglich ist, was er uns damit nahelegen wollte?

Natürlich waren wir danach erst recht fest entschlossen, zur Tat zu schreiten, und sind es auch weiterhin. Wir wollen nun allerdings nicht mehr denen eine Bühne bieten, die sie aufgrund ihrer Privilegien ohnehin immer haben, sondern selbst und mit Euch das Steuer übernehmen.

Deswegen organisieren wir diesen Kongress – mit euch, für euch, für uns und dafür, dass das Jurastudium vielleicht irgendwann ein bisschen enstaubt wird.